Vergabeblog

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Politik und Markt

XVergabe – Ende 2011 einheitliche Kommunikationsschnittstelle für die eVergabe

@ Das Projekt XVergabe unter Federführung des Beschaffungsamts des Bundesinnenministeriums hat die Schaffung von eVergabe-Plattform übergreifenden Daten- und Austauschprozessstandards zum Ziel (vergleichbar XBau, XFinanz oder XJustiz). Fernziel ist ein darauf basierender, einheitlicher Multi-Plattform-Bieterclient (MPBC). Dieses Fernziel bekam am vergangenen Mittwoch ein Datum: Ende 2011 sollen die hierfür notwendigen Voraussetzungen auf Seite der eVergabe-Lösungsanbieter geschaffen sein.

Im Rahmen der Arbeitsgruppensitzung im Bonner Dienstsitz des BMI wurde auch klar, wo die eVergabe aktuell in Deutschland steht, nämlich bei rund 4 % aller Ausschreibungen. Das von der EU Kommission gesteckte Ziel, Ende 2010 die eVergabe in allen Fällen möglich zu machen und zumindest 50 % aller Ausschreibungen tatsächlich auf elektronischem Wege abzuwickeln, wurde also nicht verfehlt. Es ist nicht einmal in Sicht.

Einen entscheidenden Schritt hierzu soll das Projekt XVergabe liefern. Dieses will einen eVergabe-Plattform übergreifenden Daten- und Austauschprozessstandards entwickeln, auf dessen Basis dann ein MPBC aufsetzen kann. Denn zumindest von Seiten der Bieter wird als primärer Grund für die bislang geringe Akzeptanz der eVergabe die Vielzahl unterschiedlicher Lösungen und Plattformen angeführt. Webbasierte und softwaregebundene Lösungen, unterschiedliche Benutzeroberflächen und Formate, fortgeschrittene und qualifiziere elektronische Signaturen. Gerade bei überregional tätigen KMU wird eVergabe daher bislang leider nicht als Erleichterung gegenüber den papiergebundenen Verfahren begriffen.

Weit wichtiger als die hierfür zwangläufig notwendige technische Umsetzung ist aber der Willen aller Beteiligten. Da die kleine Schar der Lösungsanbieter im unmittelbaren Wettbewerb zueinander steht, ist die Schaffung von Schnittstellen zum Datenaustausch untereinander alles andere als nahe liegend. Umso erfreulicher, dass am Donnerstag in Bonn alle Beteiligten zustimmten, „bis Ende 2011 MBPCs zu ermöglichen und dementsprechend die Kommunikationsprozesse für die Durchführung von elektronischen Vergabeverfahren zu realisieren“. Die politische Bedeutung dieser Einigung kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Neben Behörden von Bund, Ländern und der Kommune Montabaur und den beiden Verbänden BDI und BITKOM waren auch die Lösungsanbieter von Administration Intelligence, BI-Medien, Cosinex, Healy Hudson, RIB, Subreport und Vergabe24 bei diesem Treffen vertreten.

Um diesen Prozess zu befördern stellt das Beschaffungsamt des BMI finanzielle Mittel in Höhe von insgesamt 330.000,00 € zur Unterstützung für diejenigen Anbieter elektronischer Vergabeplattformen bereit, die sich verpflichten, die im Projekt XVergabe spezifizierten Datenschnittstellen bis Ende 2011 in ihre Lösungen zu integrieren.

Sollte dies tatsächlich gelingen, könnte neben einer endlich für die Seite der Bieter befriedigenden Situation auch Deutschland insgesamt zum Vorreiter in Sachen eVergabe in Europa werden. Denn wichtiger als Grünbucher der Kommission zum Thema ist die Benutzerfreundlichkeit und damit Akzeptanz der eVergabe unter jenen, die sie nutzen sollen. Dem Beschaffungsamt, und hier in erster Linie dem Projektleiter Marc Christopher Schmidt, gebührt Anerkennung dafür, die in technischer Hinsicht wie mit Blick auf die verfolgten Geschäftsmodelle extrem heterogene Landschaft der Lösungsanbieter dazu zusammengebracht zu haben. Technik ist eben immer nur die eine Seite der Medaille.

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Über Marco Junk

Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Betriebsw. Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Seit 2022 ist Marco Junk als Leiter Regierungsbeziehungen für das IT-Dienstleistungsunternehmen Atos tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.

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