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Politik und Markt

Verträge für Stuttgarter Netze unterzeichnet

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann hat am 11. Juli 2016 die Verkehrsverträge für den künftigen Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in den sogenannten Stuttgarter Netzen (Netz 1) unterzeichnet.

„Nun ist der Weg frei für attraktive Angebote für die Fahrgäste im regionalen Bahnverkehr auf den Strecken, die durch Stuttgart verlaufen. Von 2019 an werden sie in modernen, klimatisierten und barrierefreien Zügen mit WLAN unterwegs sein“, sagte der Minister am Montag in Stuttgart.

Nachdem das OLG Karlsruhe bestätigt hatte, dass die Entscheidung des Landes korrekt war, die Deutsche Bahn in diesem Netz wegen Angebotsfehlern bei den Mindestkriterien aus dem Wettbewerb auszuschließen und den erfolgreichen Bietern Abellio und Go-Ahead den Zuschlag zu erteilen, sei nun das Vergabeverfahren mit der Unterzeichnung der Verträge abgeschlossen. Die Bahnunternehmen Abellio und Go-Ahead könnten nun die Vorbereitungen für die Betriebsaufnahme im Juni 2019 in Angriff.

Der CEO von Abellio Deutschland, Stephan Krenz, sagte: „2019 beginnt in Baden-Württemberg eine neue Ära im Schienenpersonennahverkehr. Mit Abellio kommt eine der führenden deutschen Wettbewerbsbahnen auch ins Ländle. Seit 2004 sind wir in Deutschland auf der Schiene unterwegs. Motivierte und engagierte Abellio-Teams bringen Fahrgäste in acht Bundesländern komfortabel, pünktlich und sicher an ihr Ziel. Abellio ist dort, wo wir fahren, ganz oben auf den Qualitätsrankings. Das ist auch unser Anspruch für unseren Betrieb im Neckartal. Bei uns steht der Fahrgast im Mittelpunkt all unserer Bemühungen. Wir freuen uns aufs Ländle!“

Go-Ahead Deutschland Geschäftsführer Stefan Krispin erklärte: „Go-Ahead kann auf eine langjährige Erfahrung im britischen Markt zurückgreifen. Dort befördern wir 30 Prozent aller Bahnreisenden. Wir freuen uns sehr, in Baden-Württemberg nun das erste Netz in Deutschland betreiben zu können. Das Land steht für Modernität und Innovation. Das passt zu unserer Firmenphilosophie, deren fester Bestandteil es ist, dass wir uns als langfristigen Partner in und für die Region begreifen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen Interessensvertretern“.

Die zur niederländischen Abellio-Gruppe gehörende Abellio Rail Südwest GmbH wird künftig das Los 1 und die Go Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland GmbH, eine deutsche Tochter des britischen Unternehmens Go-Ahead, die Lose 2 und 3 der Stuttgarter Netze betreiben. Der bisherige Betreiber DB Regio musste wegen der Nichteinhaltung von Mindestkriterien vom Vergabeverfahren ausgeschlossen werden. Dabei ging es um die Kalkulation des Zuschussbedarfs im ersten Jahr nach Inbetriebnahme des Netzes sowie um weitere Kalkulationsschritte im eingereichten Angebot. Ein weiterer Bieter war ebenfalls wegen eines Verfahrensfehlers vom Wettbewerb ausgeschlossen worden.

Bei dem Wettbewerbsverfahren lagen die Angebote aller sieben Bieter für das besonders lukrative Stuttgarter Netz 1 sehr eng beieinander. Die angebotenen Preise führen dazu, dass sich der Zuschussbedarf je Zugkilometer gegenüber dem großen Verkehrsvertrag von 2003 zukünftig halbiert. Für diesen bezahlt das Land derzeit 11,69 Euro je Zugkilometer. Verkehrsminister Hermann sieht darin die Bestätigung für die konsequente Ausschreibung der SPNV-Leistungen im Land, die mit viel Aufwand vorbereitet werden musste: „Wir haben eine deutliche Kostensenkung je Zugkilometer gegenüber dem großen Verkehrsvertrag erreicht. Dadurch konnten wir die Leistungen und das Fahrangebot für die Fahrgäste deutlich ausweiten. In allen drei Losen des Stuttgarter Netzes kommen, neben weiteren Verbesserungen, barrierefreie und voll klimatisierte Neufahrzeuge zum Einsatz. Diese verfügen über ausreichende Fahrradmitnahmekapazitäten und kostenloses WLAN.“

Ergänzende Informationen:

Das Vergabeverfahren zu Netz 1 (Stuttgarter Netze) war wie auch alle anderen aktuellen Vergabeverfahren des Landes mit erheblichem Aufwand vorbereitet. Die Anforderungen wurden in einem Lastenheft ausführlich festgelegt. Um attraktive Wettbewerbsbedingungen zu erreichen, wurden die Verkehrsleistungen in Lose aufgeteilt, damit auch kleinere Eisenbahnverkehrsunternehmen als Bieter auftreten konnten. Fahrzeugfinanzierung: Außerdem wurden Fahrzeugfinanzierungsmodelle angeboten. Damit konnte sichergestellt werden, dass nicht unterschiedliche Bonitätsbewertungen den Wettbewerb verzerren, sondern die Leistung gerecht gewertet werden konnte. Zum Zuge kommt nun jeweils das sogenannte Baden-Württemberg-Modell, bei dem die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) Eigentümerin der Fahrzeuge wird und diese an Abellio und Go-Ahead zurückverpachtet. Die SFBW wird somit auch Vertragspartner von Abellio und Go-Ahead. Die entsprechenden Verträge wurden ebenfalls von Volker Heepen, Geschäftsführer der SFBW, unterzeichnet.

Die SFBW hat ihrerseits zu günstigen Konditionen Darlehen aufgenommen, die über die Pachtzahlungen refinanziert werden. Darlehensgeber der SFBW sind im Netz 1 die Europäische Investitionsbank und die Allianz Leben, die in einem Darlehenswettbewerb ermittelt wurden.

Loslimitierung: Als Besonderheit bei den Stuttgarter Netzen kam eine Loslimitierung zum Einsatz, sodass nicht ein Bieter allein alle drei Lose gewinnen konnte. Auch dies hat nach Einschätzung des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur dafür gesorgt, dass letztendlich ein gutes Ergebnis erzielt werden konnte.

Quelle: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

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