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München: Aus für LiMux

Der Pinguin hat ausgedient. Bis 2021 soll in München die Nutzung von Linux als Client-System der Stadtverwaltung beendet werden. Danach soll wieder auf Windows als Betriebssystem umgestellt werden.

Ein entsprechender Antrag der rot-schwarzen Regierung im Münchner Rathaus sieht eine Neuorganisation der IT der Stadt München vor. Unter anderem soll dabei die freie Lösung LiMux durch Windows ersetzt werden. Demnach soll der seit 2006 eingesetzte Open-Source-Client auf Linux-Basis durch einen „Windows-Basis-Client“ abgelöst und bis Ende 2020 eine „stadtweit einheitliche Client-Architektur“ geschaffen werden. Darauf sollen dann „marktübliche Standardprodukte“ im Bürobetrieb laufen; diese sollen SAP-konform sein und einen Austausch aller Formate innerhalb und außerhalb der Verwaltung garantieren. Zudem sollen die eingesetzten Lösungen unabhängig vom Betriebssystem des jeweiligen Endgeräts sein. Dies sei wichtig, weil zunehmend mobile Endgeräte zum Einsatz kämen, die weder unter Linux noch unter Microsoft laufen. Auch bei Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, PDF-Reader, E-Mail-Client und Internetbrowser sei künftig auf „marktübliche Standardprodukte“ zu setzen. Der Zeitplan sieht eine (Rück-)Migration zu dieser Lösung bis 2021 vor. Bis dahin soll es den einzelnen Referaten überlassen bleiben, ob sie den neuen Windows-Client einsetzen oder weiterhin LiMux nutzen.

Der Antrag, der jetzt von der Münchener Regierungskoalition aus SPD und CSU vorgelegt wurde, sieht zudem vor, die IT der öffentlichen Verwaltung von Grund auf zu renovieren. Dazu soll noch in diesem Jahr ein neues „IT-Referat“ geschaffen werden. Den einzelnen Referaten der Stadtverwaltung sollen kleinere Einheiten zugewiesen werden, denen das „fachliche Anforderungsmanagement“ untersteht.

Als erste deutsche Metropole hatte die Stadt München die rund 15.000 städtischen Arbeitsplatzrechner von Windows ab Ende 2006 auf Linux umgestellt. Das einstige Vorzeigeprojekt für Open Source in einer Stadtverwaltung war seitdem immer wieder umstritten. Vorausgegangen war dem jetzigen Vorstoß unter anderem eine Studie vom vergangenen Jahr, welche der der IT- Organisation der Münchener Stadtverwaltung allgemein ein schlechtes Zeugnis ausgestellte. Allerdings ist diese Studie selbst nicht unumstritten, da sie von einem Beratungsunternehmen erstellt wurde, das mit Microsoft kooperiert.

Dennoch kommt das jetzige Rollback überraschend und wird mit enormen Kosten verbunden sein. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Münchener Rathaus scheint damit das Ende von LiMux gleichwohl besiegelt.

Zum Änderungsantrag des Verwaltungs- und Personalausschusses vom 08.02.2017 geht es hier [1].

Quellen: Rathaus-SPD, Heise, Golem

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