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Vergabeblog 2007 – 2012: Bilanz und Ausblick

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Schon 5 Jahre Vergabeblog? Man mag es selbst kaum glauben. Der Vergabeblog ging im Oktober 2007 als Ein-Autoren-Blog online. Heute, fünf Jahre danach, ist er die führende Informationsquelle im Öffentlichen Auftragswesen und Vergaberecht, an der 20 feste und viele Gastautoren mitarbeiten [2]. Die Besucherzahlen wuchsen ebenso kontinuierlich, auf inzwischen über 110.000 verschiedene (!), sog. Unique Visitors in den letzten 12 Monaten (Grafik oben, zum Vergrößern Klicken), die in dieser Zeit knapp 430.000 mal einen Vergabeblogbeitrag lasen. Eine kleine Bilanz und ein Ausblick in die Zukunft:

Warum eigentlich…

ein Vergabeblog? Angesichts eines geschätzten – nach wie vor hat niemand genaue Zahlen – vermuteten Gesamtvolumens an öffentlichen Aufträgen von Bund, Ländern und Kommunen von 260 Mrd. EUR im Jahr doch vielmehr ein Wunder, dass es noch keinen gab. Jedenfalls angesichts des damit verbundenen extrem komplizierten und in ständiger Reform begriffenen rechtlichen Regelwerks, dass mit jeder Reform auch immer neue Fragen aufwirft. Ein Schritt vor, zwei zurück.

Zeitschriften

Natürlich gibt es Fachzeitschriften zum Thema. Die können aber zum einen nicht so aktuell sein wie ein druckfreies Onlinemedium. Sie erlauben es auch nicht, dass oft sehr wertvolle Wissen der Leser in Form von Kommentaren einzubinden. Und eine These: Sie sind nicht mehr zwangsläufig das zeitgemäße Format, sondern adressieren, zumindest im Kreis der juristischen Fachzeitschriften, in erster Linie die Fachkollegen – von Fachautoren für Fachautoren – nicht aber für die Rechtsanwender. Kein Zufall, dass gerade in den letzten Jahren die großen juristischen Fachverlage sog. Beraterzeitschriften herausbringen, die versuchen, diese Lücke zu schließen, durch eine stark komprimierte Rechtsdarstellung, und ganz ohne Fußnotenfriedhof, den offenbar auch niemand vermisst. Denkt man sich statt des Papiers einen Bildschirm, ist man sehr nah an einem Medium wie dem Vergabeblog. Ich prophezeie: Das Papier wird jedenfalls für dieses Format der juristischen Informationsvermittlung bald eingespart werden. Unnötig ist es schon jetzt, denn es dient vor allem dazu, den Autoren zwecks Steigerung ihrer Motivation eine gesteigerte Werthaltigkeit des Produkts vorzugaukeln, wobei dieser Bluff Juristen gegenüber erstaunlich gut funktioniert. Zum Vergleich: Wenn Sie die, mit sehr genauen Mitteln gemessene, Anzahl an jährlichen Lesern des Vergabeblogs nehmen, dann verzeichnen – egal welchen juristischen Fachverlag Sie auch nehmen – die Auflagen einschlägiger Fachzeitschriften im Vergleich eine Leserreichweite von unter 3 % der unseren.

Warum kein Verlag?

Schaut man sich die Welt juristischer Blogs an, so fällt auf, dass die allerwenigsten davon – tatsächlich fast gar keine – von Verlagen herausgegeben werden. Eine Ausnahme bietet der Beck-Blog [3] des Verlags C.H. Beck. Bei genauer Betrachtung wird aber deutlich, dass der herausgebende Verlag hier im Grunde nur die technische Plattform stellt, jedoch keinerlei redaktionelle Tätigkeiten an den Beiträgen vornimmt. Die Autoren bloggen darin direkt, unmittelbar, ohne Korrektur und Rücksprache. Die Zurückhaltung der Fachverlage gegenüber Blogs liegt m.E. daher nicht etwa daran, dass diese Vorbehalte gegenüber dieser Art Medium haben, sondern ist vielmehr Ausfluss der Tatsache, dass es dafür keines Verlags braucht: Die Blog-Software ist kostenlos erhältlich, an einem Samstag mit etwas IT-Kenntnissen aufzusetzen, wenn es optisch etwas anspruchsvoller sein soll und ein paar zusätzliche Funktionen gewünscht sind, dann genügen jedenfalls wenige Tage, bis der Blog in technischer Hinsicht steht. Über ihn kann der Autor unmittelbar seine Leser erreichen. Denn was es zum Bloggen auch nicht braucht, ist ein

Vertrieb

Den hatte und hat der Vergabeblog jedenfalls nicht. Den Vertrieb hat, neben anzunehmender Mundpropaganda, vor allem Google übernommen. Wobei wir zu keiner Zeit das betrieben haben, was man unter Suchmaschinenoptimierung versteht, also das Beeinflussen der eigenen Plazierung in den Google-Ergebnissen durch technische Maßnahmen. Das hatten wir auch nicht nötig, denn tatsächlich hat Google ein extrem gutes Verfahren entwickelt, für seine Nutzer genau die Inhalte zu finden, die der Suche entsprechen und dabei hochwertig sind. Wie? Letztlich, in dem es die “Weisheit der Vielen” nutzt, also das Such- und Surfverhalten der Internetnutzer sowie die Architektur der Webseiten analysiert, und aus dieser Informationsflut mit allerhand Mathematik ableitet, was lesenswerte Inhalte sein mögen. Jeden Tag führt Google so im Schnitt 300 bis 500 Leser zum Vergabeblog. Um ein aktuelles Beispiel zu nennen: Das Suchergebnis für “VOB B 2012” zeigt den Vergabeblog als Treffer Nr. 2 von über 10 Millionen (!) Einträgen – gleich nach dem federführenden Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung (BMVBS).

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Praxistest

Und einer kleiner Praxistest am Rande für diejenigen AutorInnen, die noch nicht im Vergabeblog, wohl aber in einschlägigen Fachzeitschriften publizieren: Wie oft wurden Sie schon von wildfremden Menschen auf einen Beitrag angesprochen? Uns passiert das andauernd. Die Liste unserer aktiven Autoren finden Sie im Autorenverzeichnis [2] (übrigens unter den TOP 10 der meist gelesenen Inhalte). Wenn Sie einmal (oder öfters) im Vergabeblog schreiben möchten, kontaktieren Sie uns unter info@vergabeblog.de [4].

Deutsches Vergabenetzwerk (DVNW)

dvnwlogoVorerst letzter Stand der Entwicklung ist das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). An einer Stelle wie dem Vergabeblog, an der so viele LeserInnen des Fachs – Beschaffer, Rechtspflege, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – zusammen kommen, liegt es nahe, diese in einem Expertennetzwerk miteinander zu verbinden – orts- und zeitunabhängig, um so das Wissen der Szene freizusetzen. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, zur Gewährleistung eines hochwertigen Netzwerks aber an gewisse Mindeststandards gebunden: Klarnamen, Identitätsnachweis, Bezug zum Vergaberecht bzw. öffentlichen Marktgeschehen, keine Werbeansprachen. Das DVNW ist dabei unabhängig, überparteilich und nur seinen Mitgliedern verpflichtet. Sollten Sie noch kein Mitglied sein, finden Sie den Aufnahmeantrag unter diesem Link [5].

Was folgt?

Die Zukunft liegt sicherlich weniger im Blog als im Deutschen Vergabenetzwerk (DVNW) [5]. Schon jetzt bietet dieses Tag für Tag eine wertvolle Fundgrube für Informationen und Hintergründe, die kein Verlag jemals aufbieten könnte. Die Weisheit der Vielen eben, die im Netzwerk Fragen aufwerfen, diskutieren und lösen, Informationen zusammentragen und untereinander teilen. Hier dürfen Sie sich in den kommenden Monaten auf weitere Innovationen freuen. Und ich freue mich sehr heute, am 25.10.2012, also genau 5 Jahre nach Start des Vergabeblogs, das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW) auf der Tagung „Verwaltungsmodernisierung – Bilanz und Perspektiven“ der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer [6] als „Best Practise-Beispiel“ vorstellen zu dürfen.

Wenn Sie Anregungen zum Vergabeblog oder dem DVNW haben, schreiben Sie mir unter info@vergabeblog.de [4].

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Über Marco Junk [7]

Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Betriebsw. Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW) [5]. Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer [8]und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom [9] tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck [10]. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom [11] und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. [12] Seit 2022 ist Marco Junk als Leiter Regierungsbeziehungen für das IT-Dienstleistungsunternehmen Atos [13] tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.

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