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Rückblick: Erster XVergabe-Tag im Beschaffungsamt des BMI in Bonn

XVergabeTag_Pressebild_neuDer erste „XVergabe-Tag“ am 19. September 2013 im Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern (BeschA) in Bonn zeigte eines ganz deutlich: XVergabe tut not – sowohl bei den Bietern als auch Vergabestellen. „XVergabe ist aus Sicht der Bieter ein absolutes Muss“, unterstrich Hans-Jürgen Niemeier, Mitglied des Aufsichtsrats der Conet Technologies AG, die Sicht der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Er demonstrierte den rund 120 Teilnehmern, welche Hürden Unternehmen z.T. bei der eVergabe nehmen müssen, um ein Angebot elektronisch abgeben zu können (Foto v.l.n.r.: Marc-Christopher Schmidt, Projektleiter XVergabe, Dr. Birgit Settekorn, Direktorin BeschA, Ion Tudor-Trestieni, EU-Kommission, Marco Junk, BITKOM).

Genau hier setzt die XVergabe, im Jahr 2007 im Rahmen der Standardisierungsinitiative XÖV als zentrales Vorhaben von Deutschland Online [1](Anmk. der Redaktion: Die Seite ist zur Zeit offline) gegründet, an: Bisher sind die einzelnen Vergabeplattformen untereinander nicht interoperabel. Wenn ein Unternehmen also beispielsweise seine Schreibtische bei einer Bundesbehörde, zwei Ländern und einer Kommune an den Mann oder die Frau bringen möchte, benötigt es hierzu bis zu vier verschiedene Softwarelösungen – und die technischen wie personellen Ressourcen, diese zu bedienen und zu pflegen.

Das Projekt XVergabe unter Federführung des BeschA hat daher die Schaffung von eVergabe-Plattform übergreifenden Daten- und Austauschprozessstandards zum Ziel, so dass die verschiedenen Lösungen von Vergabestellen und Bietern künftig untereinander kompatibel sind: Bieter sparen Zeit und Geld, weil sie nur noch einen Client bedienen müssen, und Vergabestellen profitieren durch mehr Bieter und somit stärkeren Wettbewerb. Dabei will das Projekt “nur” die technischen Voraussetzungen hierfür, sprich, die Interoperabilität, schaffen, nicht selbst einen solchen Multi-Bieter-Client entwickeln. Das bleibt Aufgabe der Softwareanbieter, die auf dem XVergabe-Tag auch bereits erste Lösungen präsentierten.

Niemeier begrüßte in seinem Vortrag ebenfalls, dass XVergabe nunmehr den Fokus auf eine Entlastung der bietenden Unternehmen lege, während bislang – jahrelang – der Fokus der eVergabe auf den Bedürfnissen der Vergabestellen gelegen habe.

Volle Unterstützung durch Vergabestellen

Aber auch die Vergabestellen waren sich einig: „Wir unterstützen XVergabe voll und erhoffen uns dadurch mehr Bieter“, konstatierte Astrid Widmann, Projektleiterin eVergabe bei der Bundesagentur für Arbeit und von Anfang an in das Projekt XVergabe des Beschaffungsamtes involviert. Allerdings wies Widmann auch daraufhin, dass XVergabe derzeit sowohl für die Vergabestellen als auch für die Bieter noch eine Herausforderung darstelle.

Auch von rechtlicher Seite „wird einiges Neues auf uns zukommen“, so Hans-Peter Müller vom für das  Vergaberecht zuständigen Referat IB 6 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in seinem Vortrag. Die neuen EU-Vergaberichtlinien, die bereits Ende 2015 in nationales Recht umgesetzt werden sollen, wollen – schon wieder, möchte man sagen – die Vergabeverfahren vereinfachen, flexibilisieren und effizienter gestalten. Wichtigste Neuerung im Zusammenhang eVergabe ist dabei, dass gem. Art 19 der RL die elektronische Kommunikation verbindlich eingeführt werden soll. Wenngleich den Mitgliedsstaaten zusätzlich zu den 24 Monaten Umsetzungsfrist der Richtlinie hierfür nochmals 30 Monate gewährt werden.

Deutsches Vergabenetzwerk [2]XVergabe made in Germany auch auf EU-Ebene

Auch in Brüssel ist das Thema XVergabe made in Germany bereits angekommen. Ion Tudor-Trestieni von der EU-Kommission berichtete: „We are welcoming XVergabe“, insbesondere auch im Hinblick auf die kommende EU-Direktive zur flächendeckenden Nutzung der elektronischen Vergabe. Wie war das noch? Ende 2010, so die Zielsetzung der Kommission Mitte des letzten Jahrzehnts, solle die eVergabe in der gesamten EU in allen Fällen möglich sein und in mindestens 50 % aller Fälle Angebote tatsächlich elektronisch abgegeben werden. Daraus, das dieses Ziel verfehlt wurde, machte Tudor-Trestieni dann auch in seinem Votrag kein Geheimnis (siehe Foto unten). Grund:  In der EU sehe es ähnlich aus wie in Deutschland, d.h. auch hier sei die Vergabelandschaft sehr heterogen. Sie besteht aus über 300 Vergabestellen mit unterschiedlichen Lösungen, die ebenfalls nicht interoperabel sind. Insofern sei Deutschland mit seinem Projekt XVergabe durchaus mögliche Blaupause für die EU.

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 Foto: Vortrag Tudor-Trestieni, EU-Kommission

Abschließend ergab sich eine rege Diskussion unter den Lösungsanbietern zu verschiedenen Teilaspekten der XVergabe, die von Franz Drey, stellvertretender Chefredakteur des Behörden Spiegel, moderiert wurde. Auch die Teilnehmer – eine bunte Mischung aus Vergabestellen, Unternehmen und Lösungsanbietern – nutzten die Veranstaltung gerne als Plattform zum interdisziplinären Austausch. Das Facetten-, aber auch umfangreiche Programm lockerte Marco Junk, Mitglied der Geschäftsleitung des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM), auf, der als Moderator durch den kompletten Tag führte.

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