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Studie: Grenzüberschreitende Vergaben liegen unter 2 %

Ramboll Management Consulting – den meisten Lesern wohl noch durch die Ramboll-Studie zur Prozesskostenmessung bei der öffentlichen Auftragsvergabe [1] im Vorfeld der letzten nationalen Vergaberechtsreform ein Begriff – erstellte im Auftrag der EU-Kommission, Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen, eine Studie zu grenzüberschreitende Vergaben. Anlass war die aktuellen Evaluierung der EU-Vergaberichtlinien (wir berichteten) [2]: Wie die Studie zeigt, werden in Europa nur 1,6% aller Aufträge direkt grenzüberschreitend vergeben. Interessant: Von den Aufträgen, die deutsche Auftraggeber direkt grenzüberschreitend vergeben, werden 51% an Auftragnehmer aus Österreich vergeben.

Ziel verfehlt

Ein Ziel der EU-Vergaberichtlinien ist es u.a., grenzüberschreitende Vergaben zu fördern. Dieses Ziel wird mit den aktuellen Vorschriften nicht erreicht. Wie die Studie zeigt, werden in Europa allerdings nur 1,6% aller Aufträge direkt grenzüberschreitend vergeben. Diese Vergaben machen 3,5% des gesamten Vergabevolumens aus. Weitere 11,4% der Vergaben (13,4% des Volumens) werden indirekt grenzüberschreitend vergeben, d.h. an Niederlassungen ausländischer Unternehmen.

Das generell niedrige Niveau kann unter anderem dadurch erklärt werden, dass der größte Teil der Vergaben Bau- und Dienstleistungen betrifft. Diese werden generell weniger oft grenzüberschreitend vergeben als Lieferleistungen.

Deutschland

In Deutschland sind die Anteile der grenzüberschreitenden Vergaben geringer als im EU-Durchschnitt. 1,5% der Vergaben (1,7% des Volumens) werden direkt und 8,1% der Vergaben (9,6% des Volumens) indirekt grenzüberschreitend vergeben. Dies ist angesichts der Größe Deutschland nicht überraschend. In größeren Mitgliedsstaaten ist der Anteil grenzüberschreitender Vergaben generell geringer als in kleineren Mitgliedsstatten. In Österreich werden beispielsweise immerhin 6,0% aller Aufträge grenzüberschreitend vergeben.

Gute Nachbarschaft

Geographische Nähe und eine gemeinsame Sprache fördern grenzüberschreitende Vergaben. Von den Aufträgen, die deutsche Auftraggeber direkt grenzüberschreitend vergeben, werden 51% an Auftragnehmer aus Österreich vergeben. Umgekehrt werden von den Aufträgen, die österreichische Auftraggeber direkt grenzüberschreitend vergeben, sogar 84% an Auftragnehmer aus Deutschland vergeben.

Made in Germany

Deutsche und österreichische Unternehmen sind besonders erfolgreich dabei, Aufträge von ausländischen Auftraggebern zu gewinnen. 5,3% der Aufträge deutscher Auftragnehmer und 12,2% der Aufträge österreichischer Auftragnehmer stammen von Auftraggebern aus dem Ausland. Das heißt auch im Bereich der öffentlichen Auftraggeber zeigt sich die Exportstärke der deutschen Wirtschaft.

Die Studie

Die Studie erfasste öffentliche Aufträge oberhalb der Schwellenwerte, die Gegenstand der Richtlinien 2004/18/EG und 2004/17/EG sind. Außerdem wurden volkswirtschaftliche Daten über Importe ausgewertet und so u.a. der private und der öffentliche Sektor verglichen. Weiterhin wurde eine Umfrage unter Unternehmen, die sich an EU-weiten Ausschreibungen beteiligen, durchgeführt und dabei u.a. mögliche Hindernisse hinsichtlich der Abgabe grenzüberschreitender Angebote ermittelt.

Die Ergebnisse der Studie werden in die aktuelle Novellierung der EU-Vergaberichtlinien einfließen.Die vollständige Studie „Cross Border Procurement Above EU Thresholds“ ist auf dem Sever der EU-Kommission hier [3] kostenlos verfügbar.

Quelle u.a.: Ramboll Management Consulting

dvnwlogoThema im Deutschen Vergabenetzwerk (DVNW) diskutieren [4].

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