Professor Hermann Hill moderiert am 13. März zum zweiten Mal die Tagung „Die Kultur des Vergaberechts“ in Berlin. Doch was genau hat das Vergaberecht mit Kultur zu tun? Welche Ziele verfolgt die Tagung und wie profitieren Sie als Praktiker:in? Marco Junk, Geschäftsführer des Deutschen Vergabenetzwerk (DVNW), hat zum Thema „Was bedeutet Kultur für die Praxis des Vergaberechts“ mit Professor Hill gesprochen. Lesen Sie hier das Interview!
Marco Junk: Herr Professor. Hill, am 13. März 2024 moderieren Sie zum zweiten Mal nach 2023 die Tagung „Die Kultur des Vergaberechts“ der Akademie des Deutschen Vergabenetzwerkes im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin. Was hat denn Vergaberecht mit Kultur zu tun?
Professor Hermann Hill: Der Begriff der Kultur ist nicht auf künstlerische Darbietungen beschränkt, sondern findet sich auch etwa in Bereichen wie Unternehmenskultur oder Verwaltungskultur. Darunter versteht man die Gesamtheit der Vorverständnisse, Einflüsse und Verhaltensweisen, die die öffentliche Verwaltung prägen. Etwa so, wenn Bestandskräfte zu Neueinsteigern sagen: Das machen wir hier so! Oder wie andere sagen: So handeln Verwaltungen, wenn der Chef nicht da ist! Es geht also eigentlich um die Frage, wie wir arbeiten.
Marco Junk: Geht es denn bei dem Begriff der Kultur auch um die Vorschriften, etwa des Vergaberechts, die man kennen muss, um rechtmäßig zu arbeiten?
Professor Hermann Hill: Der berühmte Management-Guru Peter Drucker soll einmal gesagt haben: „Culture eats strategy for breakfast“. Das heißt: Strategie oder auch Regeln sind zwar auch wichtig, aber wichtiger ist die dahinterstehende und vor allem praktizierte Kultur.
Sie bildet die Grundlage und das Bindeglied zu den vielen Einzelvorschriften und verschafft ihnen Wirkung in der Praxis. Sie verbindet die Ziele und schafft Sinn und Zusammenhang zwischen den Vorschriften.
Marco Junk: Welche Ziele verfolgt denn dabei die Tagung?
Professor Hermann Hill: Wenn man die Kultur versteht, ist das eine wesentliche Voraussetzung, um die Arbeit besser und zielorientiert zu erbringen. Dies gilt auch für Ziele des neuen Vergabetransformationspakets des BMWK, das während der Tagung behandelt wird, nämlich die Erfüllung der öffentlichen Aufgaben zu verbessern und das schnell, sorgfältig und kompetent zu tun.
Marco Junk: Können Sie ein paar Bausteine als Beispiele der Vergabekultur nennen?
Professor Hermann Hill: Rechtmäßigkeit, Transparenz- und Wettbewerbskultur sowie Innovations- und Nachhaltigkeitskultur werden weiterhin wichtige Säulen der Vergabekultur bleiben. Aber die Tagung behandelt auch Themen wie Verhandlungskultur, Effizienz- und Beschleunigungskultur, Datenkultur und Fehlerkultur als Lernkultur.
Auch die Herausforderung durch die Kultur der Vielfalt, etwa bei der Auswahl von Cloudservices oder Open-Source-Lösungen, wird von Referentinnen und Referenten aus der Praxis behandelt werden. Schließlich wird die Vizepräsidentin des Bundesverwaltungsamtes über Veränderungen in Führung und Arbeitskultur, etwa durch neue Organisationskonzepte und Folgen für Führung und Zusammenarbeit im Zusammenhang mit „New Work“ berichten.
Besonderer Wert wird auf einen ausreichenden Erfahrungsaustausch mit den Referent:innen und zwischen den Teilnehmenden durch Frageblöcke nach jedem Vortrag und in den Pausen gelegt.
Marco Junk: Vielen Dank. Wir freuen uns auf das Treffen am 13. März.
Nähere Informationen zur Tagung finden Sie auf www.kultur-des-vergaberechts.de
Über Professor Hermann Hill:
Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Betriebsw. Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Seit 2022 ist Marco Junk zudem als Leiter Regierungsbeziehungen für Eviden tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.
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