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Vergabe von Galileo – Neues aus Brüssel

Der Aufbau des Millardenprojekts Galileo, dem europäischen Satellitennavigationssystem, hat am 25. Oktober 2010 eine weitere Schlüsseletappe erreicht: In Brüssel erfolgte der Zuschlag und damit Vertragsabschluss zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Spaceopal GmbH über den Betrieb von zunächst 18 der später 30 Galileo-Satelliten. Spaceopal ist ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen DLR Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen (GfR) mbH und der italienischen Firma Telespazio S.p.A.  Partner der Spaceopal sind T-Systems, SES, EADS Astrium Services und Vitrociset. Das Gesamtvolumen des Vertrags beträgt rund 194 Millionen Euro.

Die Ausschreibung hatte im Juli 2008 begonnen und wird im wettbewerblichen Dialog in sechs Losen vergeben. Die ESA führte das Verfahren im Auftrag der Europäischen Kommission unter Anwendung der Vergaberegeln der EU. Der Betriebsvertrag zwischen Spaceopal und der ESA ist der vierte von sechs Losen der Galileo-Aufbau-Phase.

Spaceopal übernimmt die Vorbereitung und Durchführung des Gesamtsystembetriebs. Zu den einzelnen Aufgaben gehören unter anderem die Positionierung und Steuerung der Satelliten, die Überwachung der Empfangsanlagen weltweit und die Prozessierung der Navigationsdaten auf der Erde. Diese Aufgaben werden in den beiden Galileo-Kontrollzentren in Oberpfaffenhofen und in Fucino (Italien) sowie im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt durchgeführt.

Was ist überhaupt Galileo?

Galileo ist eine europäische Initiative zum Aufbau eines technisch hochmodernen, globalen Satellitennavigationssystems. Galileo stellt einen unter ziviler Kontrolle stehenden, globalen Dienst für die Übermittlung hochpräziser, zuverlässiger Positionsdaten bereit. Es soll so einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der technologischen Unabhängigkeit Europas leisten. Das System soll außerdem zur Entwicklung des europäischen Know-hows in den Bereichen Raumfahrt sowie Empfänger- und Anwendungstechnologien beitragen und zahlreiche neue Anwendungen ermöglichen, für die eine größere Präzision erforderlich ist, als sie derzeit mit GPS allein möglich ist.

Ob diese Potentiale tatsächlich ausgeschöpft werden, bleibt abzuwarten. Galileo ist in die Kritik geraten, da die Umsetzung länger dauert als geplant und bereits jetzt, wie bei öffentlichen Großprojekten offenbar üblich, mit deutlichen Mehrkosten verbunden ist. Aber sollte ein öffentliches Großprojekt tatsächlich einmal gemäß des veranschlagten Kosten- und Zeitrahmens umgesetzt werden, so müsste man ja fast misstrauisch werden. Russland, Japan, Indien und China entwickeln zur Zeit ebenfalls eigene globale und regionale Systeme.

Übrigens: Unser Autor Dr. Roderic Ortner gehört zur Rechtsanwaltskanzlei BHO Legal, welche die Spaceopal im Ausschreibungsverfahren beraten hat.

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