87 Prozent der Führungskräfte in öffentlichen Verwaltungen sehen die Finanz- und Budgetentwicklung als größte Herausforderung der kommenden Jahre. Dieser Aufgabe begegnen jedoch immer weniger mit gezielten Maßnahmen. Mehr als jeder zweite Entscheider will stattdessen „nach dem Rasenmäher-Prinzip“ einsparen.
Das ist ein Ergebnis der Studie „Branchenkompass Public Services“ von Steria Mummert Consulting. In deutschen Verwaltungen sinken die Budgets, und die Aufgaben werden nicht weniger. Daher müssen die Entscheider dringend Maßnahmen ergreifen, um effizienter zu werden. 90 Prozent versuchen, dieses Ziel durch IT-Konsolidierung zu erreichen. Im Vorjahr waren dies 22 Prozentpunkte weniger. Eine vereinheitlichte und damit skalierbare IT-Infrastruktur hilft, Kosten zu sparen. An zweiter Stelle steht die Aufgabenvollzugskritik, die 87 Prozent der Befragten durchführen wollen. Eine verbesserte Ausrichtung der IT-Leistung sowie die Aufgabenzweckkritik folgen dahinter. Doch alle diese Maßnahmen benötigen etwas Zeit, bis die Ersparnis im Budget wirksam wird. Unter dem drängenden Sparzwang greifen einige Entscheider daher zu anderen Methoden: 55 Prozent der Befragten wollen gleichmäßig in allen Bereichen einsparen. 2012 gaben dies nur 38 Prozent an. Freiwillige Leistungen und Zuschüsse will immerhin noch die Hälfte der Befragten kappen. Dieser geringe Anteil kann jedoch auch darin begründet sein, dass nach vielen Jahren der Haushaltskonsolidierung nur noch wenige Kommunen Einsparpotenzial in den freiwilligen Leistungen haben. „Der zunehmende Zwang zum Sparen birgt große Gefahren. Gerade kleinere Kommunen im ländlichen Bereich sollten sich die negativen Imagefolgen von Einsparungen bei Schulbussen oder geringerer Beleuchtung bewusst machen“, so Peter Krolle von Steria Mummert Consulting. Die Finanzsituation wird für viele Verwaltungen schwierig bleiben, auch wenn derzeit die Steuerquellen sprudeln.
Bund, Länder und Kommunen sind mit über zwei Billionen Euro verschuldet. Hohe Brisanz gewinnen Haushaltsprobleme durch die Schuldenbremse, die seit 2009 im Grundgesetz verankert ist. Zwei Drittel der befragten Entscheider nennen diese als große Hürde für die kommenden Jahre. Der Anfang Juli 2013 vom Bundesrat verabschiedete Fiskalpakt verschärft die Regeln der Schuldenbremse. Kostensenkung und Haushaltskonsolidierung stehen laut der Studie bei 78 Prozent der deutschen Verwaltungen noch in diesem Jahr auf dem Plan.
Hintergrund
Die Studie „Branchenkompass 2013 Public Services“ stellt die aktuellen Herausforderungen und die bis 2016 geplanten Maßnahmen der öffentlichen Verwaltung vor. Im Mai und Juni 2013 befragte Forsa für Steria Mummert Consulting 100 Entscheider aus 100 deutschen Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen. Themen der Interviews waren E-Government, Effizienzmaßnahmen, Kooperationen, Bürgerbeteiligung, das Berichtswesen und Business Intelligence. Die Interviews wurden mit der Methode des Computer Assisted Telephone Interview (CATI) durchgeführt.
Die Einsparungen waren schon viel früher nötig. Klar hat das gekürzte Budget auch Nachteile, aber so werden auch bessere Prioritäten für die Ausgaben gesetzt.
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Nein, so werden keine besseren Prioritäten gesetzt – das ist ja gerade der Kern des Rasenmäherprinzips. Alles wird gleichmäßig kleingespart, ohne dass man sich bereitfindet inhaltlich zu überlegen, wo es sinnvoll wäre. Rasenmähersparen ist nur eins: bequem. Es ist hingegen sicherlich nicht sinnvoll!
Interessanter Artikel! Hauptsache bei Bildung und Schule wird nicht gespart, denn das rächt sich für die Kommunen und unser Land mittel- bis langfristig.
Das das Budget in den Verwaltungen immer mehr sinkt, ist sehr bedauerlich. Ich kann mich Christian nur anschließen. Wichtig ist, das nicht am Bildungssystem gekürzt wird. Beim „Rasenmäherprinzip“ werden Kürzungen vorgenommen, ohne nähere Prüfung ob weiterhin Subventionsbedarf besteht. Es sollte daher meiner Meinung nach darauf geachtet werden, das die Kürzungen nicht zu Lasten unserer nächsten Generation geschehen.